Ist Nutztierhaltung und Schlachten noch zeitgemäß?

Ja, die Frage muss schon erlaubt sein. Veganer und Vegetarier haben die Konsequenz gezogen und für sich persönlich diese Frage mit "Nein" beantwortet.

Und wie stehen wir Fleischesser dazu? Wie sind die Lebensbedingungen des Nutztiers "Schwein"? Sind sie so, dass man mit ruhigem Gewissen ins Schnitzel beißen kann?

Die Schlagzeilen zum Thema klingen heute meist so:
Massentierhaltung auf engstem Raum, Spaltenböden machen die Schweine krank, überall Gülle-Gestank, zu viel Nitrat im Grundwasser, Tiertransporte bei größter Hitze quer durch Europa, Antibiotika-Behandlungen werden zur Normalität, Antibiotika Resistenzen bedrohen unsere Gesundheit, Rückstände von Medikamenten im Grundwasser, Schwanzbeißen aus Langeweile, Kastration der Ferkel ohne Betäubung, für unser Schweinefutter wird Soja angebaut und Regenwald abgeholzt, Lohn-Dumping auf den Schlachthöfen,  …

Oh Mann-o-Mann: diese Art Schlagzeilen rund um die heutige Form der Schweinemast sind wirklich nicht lustig …. der Ruf der Branche ist versaut! Wie soll man da mit Appetit noch sein Schnitzel genießen? Oder soll man gleich auf Vegetarier oder Veganer umschwenken? Oder einfach weg schauen, nicht drüber nachdenken und rein damit? Viele Menschen - egal welchen Alters - kommen im Moment  ins Grübeln und kämpfen mit ihrem Gewissen …..! Die Sätze „lieber nicht drüber nachdenken“ oder „das will ich gar nicht wissen“ fallen sehr oft bei den Fleischessern – zu oft!

Vielleicht habt ihr euch solche Fragen auch schon mal gestellt. Gerade die jüngere Generation (die heutzutage grundsätzlich alles hinterfragt …) wird immer unsicherer, ob ein Ernährung mit Fleisch noch in die heutige Zeit passt. Die nachfolgenden Seiten sollen einerseits mal „den Finger in die Wunde legen“ beim Thema Schweinemast und Fleischverzehr. Trotz allem: Die Frage "Kann man eigentlich noch mit GUTEM Gewissen eine Bratwurst essen?" beantworten wir mit "ja" – auch im 21. Jahrhundert!

Natürlich sind das alles Wohlstands-Probleme. In Zeiten von Krieg und Hungersnot hat kein Mensch nach dem „Wohl der Tiere“ gefragt, da gings ums Überleben! Aber jede Epoche hat seine Probleme, die es zu lösen gilt.

Aus meiner Sicht sollten wir uns als regelmäßige Fleischesser mal fragen: mit was genau haben wir heutzutage ein Problem?
a)    Ist es die Tatsache, dass Tiere getötet werden müssen, um uns satt zu machen?
b)    Oder ist es die Tatsache, dass die Haltung (inkl. Themen wie Soja-Fütterung, Antibiotika, Tier-Transporte, etc.) so miserabel und tier-unwürdig ist?

Ich denke, dass man gedanklich a) und b) strikt trennen sollte. Bei Punkt b) können wir euch etwas weiter helfen, Punkt a) ist schon eher eine tiefgreifende Gewissensfrage.

Trotzdem wollen wir hier das "allgegenwärtige Töten von Tieren" nicht außen vor lassen. Ist schon komisch, unsere Einstellung zum Töten eines Tieres:

  • eine lästige Fliege: drauf hauen
  • eine Wespe im Anflug: drauf hauen
  • eine Honigbiene: unbedingt verschonen (es sei denn, sie wird zu lästig ... dann trotzdem drauf hauen)
  • ein Schwein: ab zum Metzger
  • ein Pferd: natürlich nicht zum Metzger (sei denn es ist alt und lahmt ...)
  • ein Hund: niemals zum Metzger (in China schon …)
  • Mäuse und Ratten: alle vergiften! Hamster und Meerschweinchen: tolle Schmuse-Haustiere!
  • Ameisen: im Wald sind die toll – im eigenen Garten: vernichten!


Komisch oder? Wir haben beim Töten mancher Tiere überhaupt keine Hemmungen, bei anderen Tieren dagegen sehr große ….! Wer versucht hat, das mal Kindern beizubringen, kriegt erst mal viele Fragen gestellt. Kinder am Bauernhof kriegen halt ein wenig mehr mit vom Schicksal der Nutztiere. So kommt die Frage „muss unser Hund auch zum Metzger?“ nicht überraschend, so lange die Kinder noch nicht klar trennen können, was ist Haustier und was ist Nutztier?

Aber können wir als Erwachsene das eigentlich klar trennen?

Zurück zum Thema Schwein, wo die Frage "Nutztier oder Haustier?" hoffentlich schneller geklärt ist: Ferkel rein in den Stall, dann ein paar Monate mästen, ab zum Metzger und dann rein in die Pfanne - fertig! Ein klassisches Nutztier, oder?
Wenn wir weiter Fleischesser bleiben wollen, dann ist es genau dieser wenig romantische Ablauf, den wir in irgendeiner Form in kauf nehmen. Wir sollten wieder Wert darauf legen, dass wir möglichst nur Fleisch von gesunden Tieren zu uns zu nehmen (z.B. keine mit Antibiotika voll gepumpten Schweine) und dafür sorgen, dass die Tiere zu Lebzeiten ordentlich behandelt wurden – von der Geburt bis einschließlich der Schlachtung.

Aber was ist jetzt mit dem Töten von Tieren? Ist das in der aktuellen Zeit noch tragfähig?
Ich liefere euch mal meinen Ansatz, bei dem man das Töten von Tieren mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Vielleicht findet ihr euch da wieder …..

Fangen wir mal ganz vorne an: Der Mensch hat sich als "Rasse oder Gattung" auf der Erde durchgesetzt und ist jetzt an der Nahrungskette ganz oben angelangt, noch vor dem weißen Hai, vor den Krokodilen und vor den Löwen. Alles ja keine ungefährlichen Tiere und durchaus wehrhaft. Aber wenn der Mensch wöllte, könnte er alle diese Tiere besiegen und ausrotten (hat er ja schon oft genug geschafft ...). Hört sich hart an, ist aber so. Durch unsere Intelligenz und nicht durch unsere Muskelkraft erschaffen wir uns Werkzeuge und Mittel, um alle anderen zu unterjochen.  Das haben wir mit allen Nutz- und Haustieren geschafft.

Warum wir da oben stehen in der Nahrungskette und wie lange noch? Keine Ahnung. Das Krokodil hätte  es auch schaffen können – hat es aber nicht. Und jetzt gilt halt das alte Naturgesetz: der Stärkere frisst den Schwächeren. Und wir haben noch den Luxus, uns den „am besten schmeckenden Schwächeren“ auszusuchen – ein Traum. Akzeptiert man diese harte Spielregel, kriegt man irgendwie die Kurve, dass wir Tiere töten und essen. Fakt ist aber auch: bevor der Thunfisch vom Hai gefressen wurde, lebte er in Freiheit. Auch dem Zugvogel, der dem Krokodil zu nahe kam, ging es vorher gut. Und die Antilope war Teil der Herdengemeinschaft, bevor der Löwe sie erlegte.
Was heißt das für uns: Das Mindeste was wir tun können ist, dem Lebewesen, was wir verspeisen wollen, vorher ein adäquates Dasein zu bieten. Die Schweine-Haltung, die wir auf unserem Hof betreiben, bedeutet für die Tiere auch keine 100%ige Freiheit.  Wir kommen aber einer wirklich artgerechten Haltung (in Gefangenschaft) sehr nahe.

Wenn man Töten von Tieren mal generell hinterfragt, sollte man auch mal überlegen, ob Medikamente anhand von Tierversuchen weiterhin getestet werden sollten. Sie sagen nein? Dann wollen sie sicher der erste sein, der ein neues Medikament - frisch aus dem Labor - am eigenen Körper ausprobiert, oder? Im Ernst: wenn ein neues Medikament gegen Krebs entwickelt wurde und in Tierversuchen nun 1.000 Mäuse dafür sterben müssen, ist das aus meiner Sicht OK! Immer in der Hoffnung, dass Tierversuche auch nur dort angewandt werden, wo es sein muss ….!

Oder noch eine Frage: auf Deutschlands Straße werden jährlich ca. 500.000 Tiere getötet durch Wildunfälle, davon ca. 220.000 Rehe. Eigentlich sollte man das Auto stehen lassen, um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Aber wenn der auto-vernarrte Deutsche sein Auto stehen lassen soll, dann hört die Tierliebe schnell auf. Schließlich sind wir ja alle kasko-versichert ….!

In unserem landwirtschaftlichen Betrieb werden Schweine gehalten, um am Tag X zum Schlachter gebracht zu werden. Wir sind grundsätzlich „PRO Fleischverzehr“ eingestellt – mit einem verdammt großen ABER: denn wir müssen uns mehr Gedanken machen darüber, was wir den Tieren antun. Mit „WIR“ meine ich die Tierhalter und genauso auch "WIR" als Verbraucher.

Mit dem Geldbeutel in der Hand und gesundem Menschenverstand entscheidet auch ihr, wie es den Tieren geht – denkt daran!