FAQ letzter Teil: Vergleiche zur konventionellen Mast

Wie gut oder schlecht es unseren Schweinen geht, kann man am besten beurteilen wenn man sich die konventionelle Haltung mal als Vergleich vor Augen führt. Zur Erinnerung: so werden 99 % aller Schweine in Deutschland gehalten. Die Bio-, Freiland, oder Offenstall-Haltung haben leider keinen nennenswerten Anteil.

Wie viel Gewichtszunahme pro Tag haben eure Schweine?
Ehrlich gesagt, so richtig genau gemessen wird das nicht. Denn die Schweine leben bei uns in einem sozialen Gefüge (wie in der Natur draußen), bei der es rang-höhere und rang–niedrigere Tiere gibt. Es überrascht euch sicher wenig, wenn ich euch erzähle, dass die rang-höheren schneller zunehmen ….! Die gehen dann aber auch zuerst zum Metzger und die letzten einer Gruppe dann ca. 4-6 Wochen später.
Nimmt man ein Durchschnitts-Schwein an, dann kommt es mit 30 kg zu uns in den Stall und beim Metzger bringt es dann nach 180 Tagen ca. 150 kg Lebendgewicht auf die Waage. Es hat also 120 kg zugenommen in 180 Tagen, ergibt eine Zunahme von 660 Gramm pro Tag. Zum Vergleich: ein professioneller Mäster strebt bis zu 1000 Gramm Zunahme an – und das ganze in 100 Tagen bis zur Schlachtung.
Warum ist die Zunahme bei uns weniger? Dafür gibt es 3 Gründe:
-    Die Futtermischung ist von vorne herein auf weniger Zunahme ausgelegt, d.h. nicht so proteinreich und mehr mit Rohfaser bestückt (z.B. durch Zugabe von Hafer und Rauhfutter)
-    Die Schweine bewegen sich 1000 mal mehr als im klassischen Mast-Stall – und Bewegen = Energieverbrauch = weniger Zunahme
-    Die Gewichtszunahme in den letzten Wochen vor Schlachtung wird bewusst gedrosselt. Hier wird mit Kartoffeln oder auch Heu&Gras zugefüttert, um eine zu starke Verfettung zu verhindern. Gleichzeitig kann sich das Muskelfleisch so ver-festigen.

Man muss bedenken, dass auch alle inneren Organe des Schweins diese immense Gewichtszunahme verkraften müssen. Viele Schweine aus großen Mast-Betrieben haben Herz- oder Lungenprobleme. Warum? Nehmen Sie als Mensch mal so viel Eiweiß täglich zu sich, um jeden Tag 1 kg Gewicht drauf zu packen …. das geht an die Pumpe! Auch die Knochen leider darunter, viele hoch-gemästeten Schweine schleppen sich unter Schmerzen gerade noch so zum Schlachthof.

Unser Motto lautet also so: weniger energiereiches Futter, mehr Rohfaser für eine gesunde Verdauung, gemäßigte Zunahmen pro Tag, längere Mast-Dauer weil Muskelfleisch ausreifen muss. Dadurch haben wir gesunde Tiere und gesunde Tiere wiederum brauchen keine Medizin/Tierarzt und machen einfach weniger Arbeit! So einfach ist das Rezept.

Bekommen die Schweine auch Medikamente?
Das ist sicher eines der größten Reiz-Themen bei der oft gescholtenen Massentierhaltung. Man muss es leider schon so formulieren, dass viele Tiere die gesamte Prozedur der professionellen Schweine-Mast nicht ohne Medikamente überleben würden. Wie absurd das schon klingt – eigentlich sollten Medikamente für besonders schwere Fälle vorbehalten sein und nicht pauschal und präventiv für alle angewandt werden. Ein Wahnsinn!
Zurück zu unserem Betrieb: wir kriegen Ferkel geliefert, die eine Grund-Impfung durch den Tierarzt bekommen haben. In den ca. 6 Monaten, in denen die Tiere bei uns sind, bekommen sie keine zusätzliche Impfung, keine Antibiotika, keine Nahrungsergänzer oder ähnliches.
Das schlimmste was bei uns auftritt, ist das einzelne Ferkel mal für 2-3 Tage etwas Husten haben, das kann gerade bei Wetterumschwung vorkommen. Behandelt werden musste das bisher noch nie, denn ehe ein Medikament wirken kann, ist das Problem schon wieder weg. Durch unsere Haltung mit Auslauf ins Freie sind die Tiere einfach widerstands-fähiger. Die liegen auch bei  minus 10 Grad draußen in der Sonne  - und es tut ihnen gut! Seit wir diese Art der Haltung praktizieren, gab es zu 100 % gesunde Schlacht-Tiere. Und wir hoffen, dass das so bleibt.

Was bei uns schon vorkam ist, dass sich ein Schwein ein Gelenk verstaucht hat. Wenn man unsere Tiere beobachtet, wie sie im Voll-Gallopp durch die Box preschen, wundert es uns eigentlich, dass es diese Verletzungen nicht häufiger gibt, denn im Eifer des Gefechts schrammt auch schon mal ein 150 kg Schwein gegen die Wand oder kracht gegen den Tür-Pfosten. Diese Art Verletzung heilt meist wieder schnell aus. Tut sie das nicht, bleibt leider nur der vorzeitige Gang zum Metzger – zum Glück bisher noch nicht notwendig gewesen.
Aber so viel Ehrlichkeit muss schon sein: Stehen wir vor der Entscheidung “mit Arzneimitteln behandeln“ oder „ab zum Metzger“ ist die zweite Variante für uns das kleinere Übel, zumindest wenn das Schwein die 120 kg überschritten hat.

Wie viel wird weg geschmissen vom Schwein?
Natürlich können wir keine Aussage treffen über das Wegwerfen von Fleisch und Wurst bei unseren Endkunden. Ein Grund spricht auf jeden Fall dafür, dass auch dort weniger weg geworden wird: ganz einfach, die Wurst und das Fleisch von unseren Schweinen ist schlichtweg teurer als das abgepackte Discounter Fleisch oder die Wurst von der Reste-Rampe. Denn bezahlt man für 1 kg Hackfleisch nur 3 Euro und wirft dann 300 Gramm weg: was soll‘s, das war gerade mal ein läppischer Euro. Nein, tut uns leid: Das, was da gerade weg geworfen wurde, waren auch mehr als 1 kg Futter, 5 Liter Trinkwasser, und einiges an Arbeitszeit beim Landwirt, Metzger und Einzelhandel, die jetzt im Mülleimer liegen!
In unserer Lieferkette gibt es keine Billigware und wir hoffen, dass dadurch auch wieder mehr Bewusstsein rein kommt, was wir essen und was wir – nur im allergrößten Notfall – weg werfen! Weniger Fleisch essen: Macht Sinn! Gar kein Fleisch essen: Muss nicht sein! Bewusster Fleisch essen: klingt schon besser! Wieder mehr Wertschätzung aufbringen für die Arbeit, die in dem fertigen Produkt steckt: das ist es, was wir erreichen wollen!

Vielleicht noch ein paar Zahlen, was beim gesamten Verarbeitungsprozess wirklich zum Schluss an essbaren Produkten übrig bleibt:
Ein Beispiel:
Ein Schwein geht mit 150 kg Lebendgewicht zum Schlachten
Das Schlachtgewicht „am Haken im Kühlhaus“ (ohne Eingeweide und Blut) beträgt dann 125 kg
Der Metzger zerlegt es und trennt Knochen, Knorpel, Haut und Sehnen raus, es bleiben 100 kg übrig, aus denen dann Fleisch und Wurst gemacht wird.

Man sieht also: auch ohne ein Gramm weg zu schmeißen auf Seiten der Endverbraucher, sind schon 50 kg Lebendmasse nicht nutzbar … !
ABER: Diese Bilanz sieht bei einem Lebendgewicht von 100 kg bei der Schlachtung natürlich noch schlechter aus, da sind dann nur noch 65 kg  statt 100 kg nutzbar.
UND: bei einem Rind sieht es ähnlich schlecht aus, denn Knochenbau und Eingeweide sind hier anteilig viel stärker ausgeprägt.
FAZIT: Fleischesser sollten diese Bilanz kennen!

Warum werden Schweine aus der Massentierhaltung heute schon nach 100 Tagen Mast mit ca. 110 kg Lebendgewicht geschlachtet?
Wie ihr sicher schon vorher gelesen habt, brechen wir hier mal eine ganz starke Lanze für ein höheres Schlacht-Alter und Schlacht-Gewicht.

Die Bilanz des nutzbaren Fleischanteils (siehe letzte Frage), sagt eigentlich schon alles: Wenn man statt 100 kg Schlachtgewicht auf 150 kg erhöhen würde, müsste man die Hälfte an Ferkeln produzieren, die Hälfte an Schweinen schlachten, die Hälfte transportieren, weniger Stallfläche verbrauchen, weniger Gülle, …  es wäre auf jeden Fall schon mal viel erreicht!

Die tägliche Zunahme ist bei älteren Schweinen schlechter. Auch der Fettanteil steigt. Das reicht schon an Argumenten, warum die Schweine in der industriellen Mast ein sehr kurzes Leben haben! Werden die Schweine in diesen Mastbetrieben schwerer und älter, steigt auch die Gefahr, dass sie den Schlachthof nicht mehr lebend erreichen ....!

Hat das auch Nachteile mit den schwereren Schweinen?

Natürlich hat das einen Nachteil, denn schwerere Schweine haben mehr Fett. Das lässt sich schwer vermeiden. Auch die Zunahme pro Tag bzw. die Futterverwertung ist bei einem Schwein > 100 kg nicht mehr so gut. Hauptproblem ist aber: die ganze Welt will mageres Fleisch und überschüssiges Fett wird im Zweifelsfall weg geworfen – entweder schon beim Metzger oder spätestens beim Verbraucher. Dabei gibt es viele Verarbeitungsprodukte, die einen gesunden Fettanteil von bis zu 1/3 verkraften - ja sogar brauchen, um geschmacklich gut rüber zu kommen. Fett ist Geschmacksträger und verhindert außerdem, dass z.B. Wurstwaren trocken und hart werden.
Um dieses Miss-Verhältnis „Mageres Fleisch wollen alle“ und „Fett will keiner“ wieder ins rechte Lot zu bringen, hilft nur eines: Der Preis für das super magere Schnitzelfleisch muss hoch. Wenn der Pack Minutensteaks dann 12 Euro pro Kilo kostet und das Hackfleisch 6 Euro, ist die Welt wieder in Ordnung. Dann gibt es nur 1 mal Steaks in der Woche und 2 Mal Hackfleisch (es gibt ca. eine Millionen Rezepte mit Hackfleisch ….). Dann gibt es pro Woche 1 mal Schinken und 3 mal Aufschnitt aufs Brot morgens. Das schont den Geldbeutel und die Fleischindustrie kann auch ein 150 kg Schwein wieder ganz normal verwerten.
Sobald wir von einem Tier uns nur das Beste „raus picken“, werden andere Teile des Tieres zu Abfall. Und wenn wir schon ein Schwein aufwendig füttern, groß ziehen und dann schlachten, sollten wir ALLES verwerten. Beim Fleisch darf es da keine Wegwerf-Mentalität geben. Auch wenn man einen von drei gekauften Salatköpfen zu Hause weg schmeißt, ist die Ampel schon auf gelb. Beim weg werfen von Fleisch, sollte die Ampel auf knallrot sein !!

Kein Vorteil ohne Nachteil – was ist an unserer Art der Haltung schlecht oder problematisch?
Der Arbeitsaufwand ist sicher höher als im großen Mastbetrieb. Ist auch kein Wunder, denn die großen Mastställe sind bis aufs letzte getrimmt, so dass sie vollkommen autark "funktionieren". Einzige Handarbeit in so einem Stall ist, die verendeten Tier-Kadaver aus der Box zu befördern. Ansonsten wird so ein Stall in der industriellen Mast vorne mit Ferkel bestückt, täglich mit Futter&Wasser per Automat versorgt und hinten fallen fertige&genormte Mastschweine raus. Erinnert an ein Fließband, oder?

Im Fernsehen kam ein Bericht, dass in Deutschland 20 % der Schweine pro Jahr (das sind in Summe 13 Millionen) schon verenden, bevor sie das Schlachthaus erreichen. Wie ist das bei euch, gab es auch schon verendete Schweine?
Glücklicherweise nein, zumindest seit der neue Stall mit Außenklima in Betrieb ist. Ca. 300 Schweine haben wir seit dem geschlachtet und ALLE sind gesund und stressfrei beim Schlachter angekommen. Wir hoffen, das bleibt so.