FAQ zweiter Teil: Fütterung und Auslauf
Was kriegen die Schweine zu fressen?
Das Thema Fütterung muss man schon sehr sorgfältig angehen (egal ob Klein- oder Groß-Landwirt), da haben wir uns sogar Unterstützung von einen Spezialisten für Schweine-Ernährung geholt. Denn hier geht es nicht nur um eine „Zunahme pro Tag“ sondern auch um die Gesundheit der Tiere von Anfang an.
Die größte Sauerei bei der klassischen Schweinemast in Europa ist, dass das verwendete Eiweißfutter „Soja bzw. Sojaschrot“ zu 99 % aus Südamerika kommt. Ja, leider ist es Fakt, dass durch unseren enormen Fleisch-Hunger die Regenwälder in diesen Ländern abgeholzt wurden und immer noch werden ….! Diesen direkten Zusammenhang muss man leider herstellen, der ist nicht weg zu diskutieren! Und wie man in diesen Ländern mit Pestiziden umgeht, kann man nur erahnen: sicher nicht so sparsam und überwacht wie in Deutschland. Den Anbau von Soja in Europa voran zu treiben, hat man komplett verschlafen. Wären da mal die gleichen Gelder geflossen wie für den Biogas-Schwachsinn, dann hätten wir heute vielleicht 50 % Soja aus Europa - so haben wir 1 %.
In den Soja Anbau-Ländern wie Brasilien entstand eine richtige Holz- und Agrar-Mafia, die Behörden schauen zu oder werden bestochen. Wer sich mit dem Thema mal genauer beschäftigen will, hat hier einen guten Einstieg: www.tagesspiegel.de/weltspiegel/abholzung-am-amazonas-brasilien-und-der-fluch-des-sojas/20007090.html
Für unseren Betrieb konnte das Motto also nur lauten: weg vom Soja! Die Futterumstellung auf Raps-Extraktion-Schrot (Kurzform: RES) wurde in 2016 erfolgreich gemeistert. RES ist zwar nicht so eiweißhaltig wie Soja (deshalb wird es auch kaum in der Schweinemast eingesetzt), aber es kommt wenigstens aus Deutschland. Die schwarzen Rapskörner werden hier zu Schrot weiter verarbeitet und schmecken den Schweinen sehr gut. Nachteil ist, dass der Protein-Gehalt einer Futterration meist geringer ist und es zu langsameren Zunahmen. Dies muss man akzeptieren, basta!
Wir füttern eine Mischung aus Mineralfutter (wichtig für Knochenaufbau), RES, Triticale (eine Mischung aus Roggen und Weizen), Gerste und Hafer. Dazu kommt noch Rapsöl von der Ölmühle Rehberg in Hofbieber. Das Rapsöl ist Energie-Lieferant und befeuchtet das Schrot etwas, so dass es nicht mehr staubt. Das war's auch schon. Am Anfang kriegt das Ferkel ca. 1,2 kg pro Tag, zum Ende der Mast steigert sich das bis ca. 2,5 kg pro Tag. Na denn: Mahlzeit!
Und warum genau 3 Mahlzeiten am Tag?
Nun ja, die Mahlzeit morgens und abends ist identisch: Die Futtermischung aus Getreide und dazu ein paar gedämpfte Kartoffeln. Mittags gibt es eine dritte Mahlzeit, die aber ausschließlich aus Raufutter besteht. Im Sommer Gras, im Winter Heu, aber auch mal Äpfel, Brennnessel, ganze Raps- oder Maispflanzen – egal was, Hauptsache sie sind lange damit beschäftigt. Der Nährwert dieser dritten Mahlzeit ist nicht besonders hoch, der Wert als Beschäftigungs-Material umso höher. Beim Aufteilen dieser Mahlzeit (wird im Auslauf einfach auf dem Boden geworfen) sind die Rangkämpfe in der Gruppe besonders gut zu beobachten. Wie bei den Menschen gibt es hier auch Alpha-Tiere, die sich bei der Futtersuche durchsetzen. Zum Glück ist die Box groß genug, so dass alle was abbekommen und dem gefräßigen Alpha-Tieren aus dem Weg gehen können …….!